DIE ÄRA GÖRTZ  
 
Wer von der Badhütte Rorschach spricht, stösst unweigerlich auf den Namen Anni Görtz. Die legendäre Badmeisterin war 35 Jahre lang in der Badhütte tätig, nämlich von 1960 bis 1994. Anni Görtz prägte mit ihrer Art der Badhütte-Führung und ihrem Wesen ein Stück Rorschacher Stadtgeschichte.

Noch vielen aktuellen und ehemaligen Badegästen ist der „Mittagspfiff“ von Anni Görtz im Ohr. Dies bedeutete, dass die Schülerinnen und Schüler nach Hause mussten. Görtz hatte für alle Badegäste ein offenes Ohr. Ob Liebeskummer, Wespenstiche oder Holzsplitter in der Haut, Badmeisterin Görtz wusste Rat oder leistete Hilfe. Und aus der kleinen Badhütte-Küche zauberte Anni das „beste Birchermüesli der Welt“ und andere Köstlichkeiten. Unterstützt wurde Anni Görtz von ihrem Gatten Heini. Sie sagt denn auch, dass sie es ohne Heini die Arbeit nicht geschafft hätte. Als die vier Kinder noch klein waren, brachte Heini sie jeweils von der Badhütte nach Hause, während Anni noch die Kasse bereinigte und Ordnung machte.

Anni Görtz pflegte zu den für die Badhütte verantwortlichen Stadträten ein gutes Verhältnis. Sie scheute aber die Auseinandersetzung mit ihnen nicht. So organisierte Anni Görtz zwei Mal einen Demonstrationszug zum Rathaus um den Stadtoberen klar zu machen, dass die Badhütte nicht abgerissen werden dürfe. Die Proteste waren immer erfolgreich.

Weit herum bekannt war Anni Görtz ebenso für ihre „Görtzgrade“. Das heisst, sie korrigierte die an der Badhütte angeschlagene Wassertemperatur immer „etwas nach oben“. Das Wasser konnte im See noch so kalt sein – bei Anni war es einfach „immer etwas wärmer“.
 

Anni und Heini Görtz, 35 Jahre lang in der Badhütte tätig  
35 Jahre lang waren Anni und Heini Görtz in der Badhütte tätig.
Foto: Lukas Unseld