(UN)SITTLICHES  
 
Von den alten Seebadeanstalten in Rorschach wurde für die Badhütte die von der Badekommission festgelegte Regel der Geschlechtertrennung übernommen. In der Badhütte war diese Trennung allein schon durch die Bauweise vorgegeben. Im für seine Zeit typischen Kastenbad sollten Ordnung und Disziplin herrschen: Frauen nach rechts, Männer nach links. Während die Rorschacherinnen und Rorschacher mit der Geschlechtertrennung leben gelernt hatten, war für die katholische Kirche und konservative Politiker und Behörden das Baden immer wieder ein Dorn im Auge. Für den damaligen Rorschacher Dekan Paul Dietsche galt die Badhütte – trotz Geschlechtertrennung – als „Vorhölle“, wie sich ältere Rorschacher erinnern. Das Strandbad war demnach „die Hölle“!

Die Aufhebung der Geschlechtertrennung in der Badhütte in den Sechziger Jahren war kein grosses Thema mehr in der Öffentlichkeit. Noch heute gibt es Frauen und Männer, die nie „auf die andere Seite“ gehen würden. Sie haben die Gewohnheit beibehalten – oder sie gönnen sich wenigstens in der Badhütte eine kurze Pause vom „anderen Geschlecht“.
 

Frauenbad  
Bis Mitte der Sechzigerjahre badeten in der Badhütte Männer und Frauen getrennt.
Foto: Hans Labhart